Tanebria V - Die Gesandten des Rates
 

Im Tempel der Weisheit, einst Pilgerstätte für Gläubige und Ratsuchende aus aller Welt, war es still geworden, denn die Priesterin konnte die Stimmen nicht mehr hören, mit denen die Götter zu ihr sprachen. Nur gelegentlich kam ein Händler oder ein müder Wanderer vorbei. Mehrere Monde sind nun vergangen und der Kelch kehrte nicht in den Tempel zurück. Schließlich beschloß der hohe Rat von Carestria, daß etwas zu geschehen habe, denn eine Schändung des wichtigsten carestrischen Heiligtums war auf Dauer nicht zu tolerieren. So schickte denn jede Fraktion des Rates einen Botschafter zum Tempel, auf daß dieser Freiwillige suchen sollte, die ihn bei der Suche nach dem Kelch unterstützen würden. Demjenigen, dessen Helfer den Gral finden würden, würde die Ehre und das Ansehen des Rates zu teil und so versuchten besonders diejenigen, die im Rat bisher eine Minderheit darstellten, Ruhm, Ehre und Ansehen zu erwerben. Zur gleichen Zeit begannen sich auch viele Priester Sorgen zu machen, daß die Götter möglicherweise verstimmt wären, wenn der Kelch nicht zurückkehrte und so zogen Priester von verschiedensten Gottheiten aus um ihrem Herrn oder ihrer Herrin die Ehre zu erweisen den geheiligten Kelch zurück zu bringen. So begab es sich, daß abermals reges Leben in der Taverne zum Feuerländer einkehrte und Tony Tydal sich wieder die Hände reiben konnte, denn Priester und Magier, Paladine und Krieger, Abenteurer und Beutelschneider gaben sich einmal mehr die Klinke in die Hand um an diesem vor kurzem noch so ruhigen Ort ihr Glück zu suchen.
Tatsächlich befand sich der Kelch in der Obhut eines gewissen Tarmon Kyrel. Dieser war auch bereit, den Kelch wieder an seine rechtmäßige Stelle zu bringen. Ganz Tarmon Kyrel? Nein, leider nicht, denn dümmlicherweise war diese Person shizophren und nur der gute Teil Tarmons war bereit, den Kelch an den Frater des Tempels zurückzugeben. Man kam ins Geschäft. Was Tarmon allerdings nicht wußte, war, daß der Frater mittlerweile die Seiten gewechselt hatte und den Kelch für seine Zwecke mißbrauchen wollte.
Und diese Zwecke waren alles andere als gut, denn mit Hilfe des Kelches war es der Sekte und dem Frater möglich, den Gott Veruhl zu beschwören. Zunächst mußte allerdings erst einmal allerlei Grobzeug und Ungetier aus dem Dordannok beschworen werden, um von dem eigentlichen Ritual abzulenken. Die letzte große Schlacht sollte dann nach zwei weiteren Tagen stattfinden. Es sollte eine Schlacht werden, in der Veruhl und seine Schergen alles vernichten würde. So einfach wie geplant verlief die ganze Sache dann aber doch nicht, denn zum Ärger der Veruhlanhänger hatten sich alle anderen Anwesenden zusammengeschlossen, um nach dem Kelch zu suchen. Hierzu zählten unter anderem : Alaron Syrthanil, Leonis von Kalant, Alonzo di Lombardi, Kaldon von Teradon, ein hochgestellter Tamieliten Abt und sogar eine Finsterelfenanführerin samt Gefolge. Es waren alles hochgestellte Persönlichkeiten, welche teilweise sogar mit ihren Armeen angereist waren und nicht nur durch ihre Anzahl der Sekte ein ungutes Gefühl vermittelten. Es half nichts, Veruhl mußte her und das schnell. Es kam zu einer unglaublich großen Schlacht, in der man Freund und Feind kaum noch auseinanderhalten konnte. Für die Veruhlanhänger verlief sie niederschmetternd – doch hatten die anderen Gewonnen? Zwar war der Kelch wieder dort, wo er hingehörte, doch schien sich niemand daran zu stören, daß an die vier Dutzend Finsterelfen sich auf die Seite der guten gestellt hatten. Denn wie heißt es doch so schön: Never trust a drow!